Neue Raspberry Pi Cam hat ein Fokusproblem

Kaum war die zweite Version des Kameramoduls für den Raspberry Pi auf dem Markt, häuften sich in Foren Beschwerden von Käufern, dass der neue Sensor unscharfe Bilder liefert. Nun ist es offiziell: Die Version 2 hat ein Fokusproblem. Doch dieses Problem ist mit ein wenig Bastelarbeit selbst zu lösen.

Sie wurde lang erwartet und entsprechend hoch waren die Erwartungen: Die zweite Version des Kameramoduls mit verbessertem Sony-Sensor und 8 statt bisher 5 Megapixel – dies bei einem gleichbleibenden Preis. Schon schnell zeigten sich viele Käufer enttäuscht, bewerten sich über unscharfe Bilder. Die Fachzeitschrift Make aus dem Heise Verlag ging der Frage nach, ob die „neue Raspberry-Pi-Kamera einen Knick in der Optik“ hat. Klar ist, dass die gerade einmal stecknadelkopfgroße Kamera-Linse und der nur wenige Millimeter große Sensor natürlich nicht die gleiche Bildqualität liefern kann, wie eine High-End Spiegelreflexkamera – doch zeigen auch die Versuche der Make-Redaktion, dass manche Testaufnahmen der ersten Version des Kameramoduls deutlich hinterherhinken. Weiter stellte die Redaktion fest, dass die Kamera im Zentrum der Linse deutlich besser wiedergibt, als an ihrer Peripherie.

Raspberry-Pi Kamera mit 8 Megapixel
Die neue Raspberry Pi-Kamera sorgt derzeit für viel Ärger bei den Käufern. Bild: Raspberry Pi Foundation

Im Forum der Raspberry Pi Foundation erläutert Raspberry-Pi-Gründer Eben Upton in einer Stellungnahme, dass man sich der Sache angenommen hat und Gespräche mit dem Hersteller der Kameramodule stattfänden: „Das Fazit lautet, dass wir quer durch die Stichprobe von mehreren zig Einheiten nichts gefunden haben, womit wir ein schlechtes Gefühl hätten, es auszuliefern.“

So sind die neuen Kamera-Module, wie Eben Upton schreibt, absichtlich nicht für den unendlichen Bereich fokussiert. Dies verhindert, dass Objekte nicht so scharf abgebildet werden, wie das eigentlich möglich wäre. Dies sei „ein bewusster Kompromiss im Zuge von Gesprächen mit Sony“ gewesen.

Diesem Kompromiss fallen also jene Nutzer zum Opfer, die nicht nur Objekte in der Nähe aufnehmen wollen sondern eher Landschaften oder Überwachungsbereiche aufnehmen möchten. Laut Upton gäbe es die Möglichkeit, den harten Kleber, mit dem das Objektiv befestigt ist, durch eine zähflüssige Masse zu ersetzen, um ein manuelles Fokussieren des Kameramoduls zu ermöglichen.

Da der Raspberry-Pi sowieso Hardware für Bastler ist, sind die Foren-Benutzer dem neuen Kamera-Modul sofort mit Werkzeug zu Leibe gerückt. Der Forum Nutzer caerandir beschreibt eine einfache und zerstörungsfreie Möglichkeit, mit der man den Fokus der Kamera an den eigenen Bedarf anpassen kann. Nach dieser Anleitung wird die Linse der Kamera aus ihrer festen Verklebung gelöst. Hierzu bediente sich der Bastler einer Plastikkarte, bohrte ein etwa 5 Millimeter großes Loch hinein und passte die Öffnung mit einem Skalpell an die Ränder der Linse an. Mit diesem improvisierten Werkzeug kann man die Linse aus ihrer Verklebung lösen. Mut zur Gewalt soll hier durchaus hilfreich sein. Wenn der Kleber erst einmal gelöst ist, kann mit einer Zange das Kamera-Modul manuell fokussiert werden.

Die Ergebnisse lassen sich sehen. Unzählige Vorher-Nachher-Vergleiche im Internet zeigen Details, die erst nach der Modifikation der Kamera-Linse sichtbar wurden. Etwas Werkzeug und der Mut, eine fabrikneue Kamera zu modifizieren, gehört also dazu.

Rainer Hoppe

Über den Autor: Rainer Hoppe ist ein kritischer und professioneller Produkttester. Er hat bereits über 400 aktuelle Produkte getestet und in Testberichte beschrieben. Rainer unterstützt das Team von sicherheitskamera.org durch seine fachkundiges Wissen. Er ist Anfang 30, ist ein begeisteter Technik und Computer-Fan, Freizeit-Mountain-Biker sowie ein stolzer und rührender Vater einer kleinen Tochter.

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